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Elisa Liepsch (Weimar)

»Ich sehe was, was du nicht siehst. scheinen uns die Damen mit ihren Rücken zugewandt zu kommunizieren. Nicht eine Unschärfe des Kameraauges versperrt uns die Sicht, sondern ganz profan vier einzelne Körper. Weder können wir durch eine Spiegelung im Fensterglas einen Blick zurück in ihre Gesichter erhaschen, noch mit ihren Augen durch das Fenster hindurchschauen; weder werfen sie den Blick in die Kamera, zu uns zurück, noch sind sie reines Objekt unseres Blickes. Sie entziehen sich einfach komplett. Der vermeidende Blick, die Flucht vor der Linse, die bizarre Motivlosigkeit kommen fast einer Sehpanne gleich. Was geht hier vor?
Darüber machen sich diese seltsam geklonten Damenpaare jedenfalls keine Gedanken. Ganz cool drehen sie uns den Rücken zu, stehen quasi im Weg und überlassen uns völlig uns selbst. Entziehen sich ganz nonchalant ihrer Archivierung. Lachen sich heimlich ins Fäustchen. Vielleicht haben sie auch in Juliet Mitchells Psychoanalyse und Feminismus geblättert und sind dort auf diesen Satz gestoßen: Wenn du in einem Spiegelbild gefangen bist, kannst du nur eins tun: das Bild umkehren. Und haben gleich losgelegt. So sind die Frauen hier nicht dem (männlichen) Blick ausgeliefert, sondern werden vom visuellen Objekt zum selbst bestimmten Subjekt und lassen uns unerhörterweise nicht mal teilhaben an dem, was sie da so neugierig sein lässt. Wie clever ist das denn? Die Verfasserin dieser Zeilen sagt dazu nur eins: Liebe Damen, weiter so!«