Zwangsarbeit in aller Öffentlichkeit – Interventionen

im öffentlichen Raum im Zuge der Eröffnung des Museums Zwangsarbeit im Nationalsozialismus (seit Mai 2024)

im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora


Über 20 Millionen Menschen aus ganz Europa mussten für das nationalsozialistische Deutschland Zwangsarbeit leisten. Deutsche Unternehmen profitierten und die breite Bevölkerung beteiligte sich an der Ausbeutung von Zwangsarbeiter:innen. Sie wurden überall eingesetzt, von der Großindustrie bis zum Privathaushalt. Jede:r Deutsche begegnete ihnen. Zwangsarbeit war das öffentlichste Massenverbrechen im Nationalsozialismus.

Die Interventionen bringen die Geschichte der NS-Zwangsarbeit pointiert in den öffentlichen Raum. Menschen, die von den Deutschen zu Zwangsarbeiter:innen gemacht wurden, erhalten eine Präsenz mitten in unserem Alltag. Zugleich werden wir mit dem rassistischen Regelwerk der Nazis konfrontiert. So schaffen die Interventionen unvermittelte, direkte Begegnungen mit der Vergangenheit.

Mit verschiedenen Formaten wirken die Interventionen auf ganz unterschiedlichen Ebenen im öffentlichen Raum und sprechen dabei verschiedenste Zielgruppen an. Am Bahnhof, an Haltestellen, beim Friseur und Fitnessstudio, im Theater und Kino, auf städtischen Bänken, im Amtsblatt der Stadt – an ganz alltäglichen Orten wird eine überraschende Begegnung mit der Vergangenheit initiiert. Für das Thema wird ein nachhaltiges Bewusstsein geschaffen, so wie auch Zwangsarbeit überall stattgefunden hat. Private Fotografien von Zwangsarbeiter*innen sowie Regeln und Verbote, die für sie galten, wurden für diverse Medien aufbereitet (Postkarten, SwingCards, Plakate, Umschläge, etc.).

Alle Formate werden dabei als »Störer« eingesetzt. Da hängt ein Ausgehverbot für Zwangsarbeit*innen ganz bewusst neben dem Spielplan des Theaters oder ein zunächst harmloses Foto einer Zwangsarbeiter*in taucht mitten in der Kundenzeitschrift der Stadtwerke auf, die Rückseite klärt mit einem Erinnerungsbericht auf und schafft den Kontext. Menschen, die von den Deutschen zu Zwangsarbeiter*innen gemacht wurden, erhalten auf diesem Weg eine Präsenz mitten in unserem Alltag.

Zugleich konfrontiert das Projekt mit dem rassistischen Regelwerk der Nazis. Die bewusste Irritation ist dabei geklärtes Ziel. Zugleich sind aber alle Medien über QR-Codes mit der Internetseite des Museums verlinkt, hier finden sich ausführliche Hintergrundinformationen, u. a auch zu den Biografien der Zwangsarbeiter*innen.

Das Projekt wird von der Stadtgesellschaft getragen. Eine Vielzahl von Unterstützer:innen gibt den Schicksalen von Zwangsarbeiter:innen Raum und trägt dazu bei, den alltäglichen und systematischen Rassismus der NS-Gesellschaft vor Augen zu führen. Sie stellen dafür Platz zur Verfügung in ihren Publikationen, Websites, Räumlichkeiten oder Postkartenständern, auf Social Media oder dem städtischen Mobiliar, in Bussen, auf Bahnhöfen oder an Haltestellen. So gibt es Busfahrer*innen, die unsere SwingCards in den Bussen aufhängen, oder Gewerbetreibende, die einzelne Fächer in ihrem Postkartenständern mit vorrangig klassischen Weimar-Motiven für unsere Postkarten leerräumen.


Im Zusammenspiel von Vielen sind die Interventionen ein Appell an unsere historische und – mehr denn je aktuelle – gesellschaftliche Verantwortung, alltäglich gegen Ausgrenzung und für die Achtung der Menschenwürde und der unteilbaren Menschenrechte einzustehen.

Auf den Seiten des Museums ist die Intervention ausführlich vorgestellt. Unter den verschiedenen Themabereichen sind Fotostrecken mit den verschiedensten Formaten zusammengestellt, sie werden noch nach und nach ergänzt.

Rassimsus nach Vorschrift

Selbstzeugnisse

Botschaften im Bild

Impressionen vom Einsatz in Weimar auf dieser Seite mit Bildern von Thomas Müller